„Mit sich selbst verbunden und andere verbinden“

Clubmitglieder zum Thema „Wissen: Verantwortung neu verteilen – kooperatives Führen“

ANDREAS JOSEF HERRMANNS
Diplom-Psychologe (BDP)

Die wirtschaftliche Krise der deutschen Industrie und des Handels ist auch eine extreme Herausforderung für das Selbstverständnis der Führungskräfte, die ihre Rolle neu definieren müssen. Grundsätzlich gilt und ist für alle Beteiligten hilfreich: klar und verständlich kommunizieren; Ängste und Sorgen der Mitarbeitenden verstehen; Potenziale der Kollegen nutzen. Aus Erfahrungen lernen: Was hat in früheren Krisensituationen geholfen? Einfacher gesagt als getan, wenn der Alltag durch Zeitdruck und Entscheidungszwänge geprägt ist, und eigene Bedenken kaum Raum haben. Es kann hilfreich sein eine alte buddhistische Weisheit zu praktizieren: „Es ist wie es ist.“ Jeglicher Widerstand ist zwecklos.

 

BARBARA MAKOWKA
Geschäftsführerin
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

In einer sich wandelnden Arbeitswelt sollten Unternehmen zunehmend ihre Führungsstile anpassen. Bei der SDW setzen wir bereits seit Jahren erfolgreich auf flache Hierarchien. Diese Struktur bringt unseren Mitarbeitenden zahlreiche Vorteile: mehr Mitspracherecht, persönliche Wertschätzung, die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und an sinnvollen Aufgaben zu wachsen. Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv, und wir wünschen uns, dass auch größere Unternehmen diesen Wandel vollziehen. Als Naturschutzverein schaffen wir eine Arbeitsatmosphäre, in der unsere Mitarbeitenden ihre Fähigkeiten entfalten können. Mit einer „Open Door Policy“ fördern wir transparente Kommunikation und geben Raum für aktive Mitgestaltung und persönliche Weiterentwicklung.

 

DR. CHRISTIAN WULFF
Industry Leader Retail &
Consumer Germany and EMEA
PricewaterhouseCoopers GmbH

Die traditionelle Arbeit in klar strukturierten, operativen Bereichen wird inzwischen häufig ergänzt um projektbezogene Teamarbeit, Matrixorganisationen und Hierarchien mit vielen „Dotted lines“. Diese Entwicklung hängt u.a. damit zusammen, dass man bereichsübergreifend die jeweiligen Experten einbinden möchte und auch muss, da sich sonst viele Aufgaben nicht mehr angemessen lösen lassen. Wichtig ist, dass alle Experten nicht nur ihre Stimme erheben können, sondern auch gehört werden. Das lässt sich in flachen Hierarchien leichter erreichen, bringt aber zusätzliche Komplexität mit sich. Klare Verantwortlichkeiten sind daher von zentraler Bedeutung, auch wenn die Zuordnung schwerer fällt. Deshalb kommt man bei allem Teamgedanken an einer gewissen hierarchischen Führungskultur nicht vorbei. Es kommt darauf an, diese mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß zu leben, um die Unternehmensziele zu erreichen.

 

SASCHA SCHNEIDER
Chief People Officer – Member of the Executive Board
Montblanc International GmbH

Eine erfolgreiche Führung besteht aus meiner Sicht aus vier wesentlichen Elementen. Erstens: Mit sich selbst verbunden zu sein, das heißt, sich zu kennen und in der Lage zu sein, sich selbst zu reflektieren. Zweitens: andere zu verbinden. Drittens: die Richtung vorzugeben. Viertens: die Umsetzung sicherzustellen. Nach meiner Erfahrung gibt es außerdem zwei zusätzliche Aspekte, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren ganz erheblich zugenommen hat: das ist einerseits Empathie und andererseits die Fähigkeit, Mitarbeiter zu entwickeln.

FOTOS: MAKOWKA, HERRMANNS, WULFF, SCHNEIDER