FLORIAN HEINEMANN ist erfolgreicher Gründer, Business Angel und Venture- Capital-Unternehmer. Auf Initiative des Lions Club Hamburg Binnenalster sprach er über VC-Finanzierungen sowie Chancen und Risiken bei Start-up-Gründungen.
Florian Heinemann ist Unternehmer, Risikokapitalgeber und Business Angel. Er zählt zu den Top-Experten in Deutschland zum Thema Start-ups und Venture Capital. Der Diplomkaufmann war bei erfolgreichen Unternehmen wie JustBooks (Gründer), Zalando (Gründungsinvestor) oder Rocket Internet Geschäftsführung) involviert und hat bisher in mehr als 100 Start-ups investiert. Heute ist er General Partner bei Project A Ventures und spricht im Business Club über Venture-Capital-Investments sowie Chancen und Risiken bei Start-ups.
Zum Einstieg seines Vortrags enthüllt der Firmengründer und Gründungsexperte Überraschendes zu seinem beruflichen Werdegang: „Ich stamme aus einem Bildungshaushalt. Meine Eltern sind Lehrer und deshalb hatte ich von Haus aus mit dem Thema Unternehmertum überhaupt nichts zu tun. Dass ich dann in diese Richtung gegangen bin, ist eher aus Zufall geschehen.“ Doch mit Zufall haben Heinemanns Businesserfolge nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: „Wir analysieren und versuchen herauszufinden oder herzuleiten, was erfolgreiche Start-ups auszeichnet und was man von ihnen lernen kann“, erklärt er den Zuhörern.
Doch woher weiß man, ob ein Start-up erfolgreich sein wird oder nicht? Für Heinemann ist es schlichtweg nicht vorherzusagen. „Wenn man sich die vergangenen 40 Jahre anschaut, findet man keine wahren aussagekräftigen Studien darüber, aus denen sich deutlich herleiten lässt, welches Start-up sich zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelt und welches nicht. Warum ist Zalando so megaerfolgreich geworden? Ich weiß noch, dass Investor Oliver Samwer nach zwei Jahren meinte, dass es mit 55 Prozent Retourenquote niemals funktionieren würde“, erinnert sich Heinemann. Samwer hätte selbst nicht an den Erfolg geglaubt und als Zalando dann an die Börse gegangen ist, haben sie Milliarden damit verdient. „Das war schon ein gutes Investment.“
Damit die Gäste ein Verständnis für den Venture-Capital-Markt entwickeln können, gibt Heinemann ein Beispiel mit seinem Unternehmen Project A Ventures.
„Wir sind in Berlin gegründet worden, haben aber einen starken Bezug zu Hamburg, denn unser erster Investor war die Otto Group mit 50 Millionen Euro. Danach kam der Axel-Springer-Verlag mit 30 Millionen. Das waren insgesamt 80 Millionen Euro, was für damalige Verhältnisse – im Jahre 2012 – schon ein Wahnsinnsfonds war. Das hat uns die Entwicklung ermöglicht, die wir gemacht haben. Wir haben inzwischen den fünften Fonds mit 300 Millionen Euro aufgesetzt und sind bei 1,3 Milliarden Assets on Management. Das ist für Deutschland ziemlich anständig, aber international, also für die USA, ist das natürlich eher klein. Um das einmal einzuordnen: Als deutscher Venture-Capital-Investor ist man zweite oder dritte Liga in Europa. Im globalen Bereich gibt es zwei englische VCs, die in der Topliga mitspielen, aber ansonsten sind die großen Player alle in Amerika. Das muss man so sagen.“
Dass eine Finanzierung mit Venture Capital für ein Start-up hilfreich sein kann, steht für den Investor außer Frage. Er warnt aber auch vor den Gefahren. „Viele versuchen eine VC-Finanzierung zu bekommen, weil sie es als ultimativen Ritterschlag für ihr Start-up ansehen. Ich beobachte jedoch, dass diesen Leuten die Konsequenz nicht bewusst ist. Denn es bedeutet, dass sie sich implizit dazu verpflichten, irgendwann einen Exit zu machen. Das bedeutet zwangsläufig, dass sie versuchen, ein für das Startup wahrscheinlich sehr ungesundes Risk-Return-Risiko einzugehen.“ Heinemann meint, dass ein relevanter Teil der Teams, die scheitern, im Nachhinein gesehen gar keine VC-Cases hätten sein sollen.“
Einen wichtigen Grund für den Erfolg von Größen wie Google, Netflix, airbnb oder Open AI und ChatGPT sieht Florian Heinemann darin, dass ihre Produkte von sehr vielen Menschen genutzt werden. Warum? „Weil durch die häufige Nutzung ein Datenschatz generiert wird, der wieder ins Produkt zurückgeführt wird, um es so ständig zu verbessern. Start-ups sollten sich klar machen: „Wo ist mein potenzielles Datenasset? Wie kann ich dazu beitragen, dass das, was ich daraus lerne, kontinuierlich zurückfließt? Das ist eine spannende Geschichte.“
FLORIAN HEINEMANN
„„Venture Capital ist häufig eine
eher frustrierende Angelegenheit.“