„Ich bewundere Musiker, die sich ans Klavier setzen und den ganzen Abend Stücke aus dem Kopf spielen.“

Viele Hamburger und Besucher der Stadt haben Josef Thöne schon einmal mit seiner Trompete spielen gehört. Seit 27 Jahren bläst der studierte Musiker täglich, morgens um 10 und abends um 21 Uhr, einen Choral in alle Himmelsrichtungen vom Turm der Hauptkirche St. Michaelis.

„Ich bin nach meiner Tätigkeit als Musiklehrer im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen. Es ist aber nicht so, dass ich jetzt nichts mehr zu tun hätte. Ich leite seit 27 Jahren den Posaunenchor St. Michaelis, der mir sehr am Herzen liegt. Das ist eine große Familie mit 27 Laienmusikern im Alter von 20 bis 93 lahren.
Um die kann ich mich ab sofort noch intensiver kümmern.

Im Mai hatten wir eine ganz große Sache vor. Die Bundesvereinigung der Posaunenchöre veranstaltet alle acht Jahre ein Treffen seiner Mitglieder in Deutschland. In diesem Jahr war Hamburg als Veranstaltungsort ausgewählt. Mehr als 17 000 Teilnehmer hatten sich angemeldet und wir hatten das Privileg, als Posaunenchor der größten Kirche, gleich zwei Konzerte zu spielen. Wir haben das große Open-Air-Konzert am Hafen mit einer Fanfare vom Michel-Turm eröffnen. Das war eine beeindruckende Sache.

Im Juni geht es zum Entspannen für einige Tage nach Oslo. Wir planen im kommenden Jahr eine Reise dorthin mit dem kompletten Posaunenchor. Unser Organist ist Norweger, und er hat sehr gute Kontakte zu Kirchen und Musikern dort. Wir nutzen die Möglichkeit, um uns schon einmal anzuschauen, was uns in Norwegen erwartet. Darauf freue ich mich sehr, denn ich reise gern durch die Welt. Ich habe mir als Ruheständler vorgenommen, einige der großen Mega-Cities wie Singapur oder Hongkong zu besuchen. In Kairo war ich bereits, das war wirklich beeindruckend.

Als Musiker habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, deshalb beschäftigt mich das Thema jederzeit. Ich habe das Klavierspielen in den letzten Jahren schleifen lassen, aber ich möchte es jetzt wieder intensivieren. Ich bewundere Musiker, die sich in einem feinen Restaurant oder einer Bar ans Klavier setzen und den ganzen Abend über Musikstücke spielen. Und dann kommt ein Gast und wünscht sich einen bestimmten Song, den der Pianist einfach so aus dem Kopf spielt. Die ganze Musik im Kopf zu haben, das ist der Traum, den man als Musiker hat.“

FOTO: FABIJAN VUKSIC