Ronaldo! Marta! Zverev! Nowitzki! Tiger Woods! Jede Sportart hat ihre Stars, ihre Heldinnen und Helden, ihre Millionenverträge und Milliardenevents. Das ist so, das soll so, vielleicht muss das auch so – aber ein bisschen ungerecht ist das schon, gegenüber all den anderen, die auch ihren Teil dazu beitragen, dass die „schönste Nebensache der Welt“ so schön bleibt. Also haben wir uns auf die Suche nach den stillen Stars der Fußball-Innovation gemacht – mit Innovationen kennen wir uns hier ja aus.

Wenn in der Fernsehwerbung ein „Wer hat’s erfunden?“ auftaucht, führt die Antwort stets in die Schweiz. Und das gilt natürlich nicht nur für Kräuterbonbons. Ebenfalls aus der Schweiz kommt nämlich auch der Erfinder des – FC Barcelona. Der aus Winterthur bei Zürich stammende Buchhalter Hans-Max Gamper hatte 1896 als 18jähriger den FC Zürich mitgegründet. Nach einem Umzug nach Barcelona suchte er dort am 22. Oktober 1899 per Zeitungsanzeige Mitspieler für einen Fußballklub. Nach der Gründung des Vereins fünf Wochen später wurde er erster Kapitän des FC Barcelona, für den er zwischen 1899 und 1903 120 Tore in 51 Spielen schoss.

Ebenfalls in der Schweiz erfunden wurde eine Fußball-Europameisterschaft – nämlich die „Europeada“, die EM der sprachlichen Minderheiten. Sie war eine Idee des Fremdenverkehrsverbands „Schweiz Tourismus“, um die rätoromanische Minderheit aus den Graubündner Bergen in die EM 2008 zu integrieren. Die Organisatoren Gion Schwarz und Christian Durisch landeten damit einen so großen Erfolg, dass seither während jeder EM auch eine Europeada ausgetragen wird – die bisher immer von der Mannschaft aus Südtirol gewonnen wurde. Dieses Mal findet sie vom 28. Juni bis zum 7. Juli im deutsch-dänisch- friesischen Grenzgebiet unter der Schirmherrschaft des nicht ganz so stillen Stars Robert Habeck statt.

Da wir jetzt in Deutschland angekommen sind: Was haben wir denn erfunden? Den Fußball selbst natürlich nicht, da streiten sich ja die Italiener („calcio storico“ aus dem 15. Jahrhundert) und die Engländer (erster Fußballverband 1863). Bei ihnen wurde nachweislich auch das Tornetz erfunden, und zwar 1889 von John Alexander Brodie, einem Ingenieur der Stadtverwaltung von Liverpool. Definitiv aus Deutschland kommt hingegen das Elfmeterschießen. Es wurde im Jahr 1970 von dem bayerischen Schiedsrichter Karl Wald erfunden und in den kommenden Jahren von DFB, UEFA und FIFA in das Regelwerk aufgenommen. Zuvor wurden unentschiedene Spiele in K.O.-Runden durch das Los entschieden.

Bei der eigentlichen Fußball-Europameisterschaft hingegen ist die Herkunft nicht so eindeutig feststellbar. Im französischsprachigen Universum wird hervorgehoben, dass die Idee zuerst 1927 vom französischen Fußballfunktionär Henri Delaunay geäußerte wurde; weiter östlich weist man darauf hin, dass die erste Austragung eines „Europapokals der Fußball-Nationalmannschaften“, ebenfalls ab 1927, von dem Österreicher Hugo Meisl organisiert wurde (erster Sieger Italien).

Der deutsche Anteil hielt sich hingegen in Grenzen. Vor dem Krieg war man nicht wirklich Fußball-Nation, nach dem Krieg von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Zwar durfte die bundesdeutsche Fußball- Nationalmannschaft schon 1954 wieder an Weltmeisterschaften teilnehmen, aber an Europameisterschaften beteiligte sie sich erst ab 1968: Sepp Herberger, ab 1936 Reichstrainer, bis 1964 Bundestrainer, hielt den Wettbewerb für “reine Zeitverschwendung”.

Aber, immerhin, das allererste Spiel im allerersten „Fußball-Europameisterschaft“ genannten Wettbewerb fand bei uns statt: Am 25. September 1932 unterlag in Dresden Gastgeber Deutschland mit 0:1 gegen Österreich. In den UEFA-Statistiken wird diese EM aber wohl niemals auftauchen – es handelte sich nämlich um die Europameisterschaft im Arbeiterfußball.