„Die Leute müssen extrem gut ausgebildet werden“

Swissenm_stegenUSANNE STEGEN
DMG Dental Materialgesellschaft mbH
Geschäftsführerin

Ist Jobsharing auf Führungsebene für die Zukunft Fluch oder Segen? Ich glaube beides, aber tendenziell eher Segen. Die Chance liegt vor allem darin, dass dieses Modell mehr den Vorstellungen der jüngeren Generation an ihre Arbeitszeiten entspricht. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Führungskräfte, die den Job teilen, sich auch wirklich gut miteinander verstehen und die Arbeit perfekt abstimmen können. Es muss klar geregelt sein: Was sind die Themen, die übergeben werden und wer trägt die Verantwortung wofür. Ich glaube schon, dass eine solche Trennung fachlich ganz gut funktionieren kann. Darüber hinaus muss aber für die Mitarbeiter deutlich sein, wer für sie zuständig ist – und das könnte wiederum schwierig werden. Inhaltlich ist das Jobsharing vielleicht sogar einfacher umzusetzen als auf der menschlichen Ebene.

 

OLAF HUDERITZwissenm_huderitz
Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
Head of Supply Chain Services

Ich denke, Jobsharing in der Führungsebene kann nur dann funktionieren, wenn die Rolle, die zu teilen wäre, eine Rolle ist, bei der sich die Prozesse ständig wiederholen. Wir sind Projektmanager und so etwas wie Spezialeinsatzkräfte. Unser Team arbeitet sehr eng zusammen, da wäre eine geteilte Führungsposition mit signifikanten Nachteilen behaftet. Ich kann mir das im Finance Controlling vorstellen. Die Menschen arbeiten auf einem vordefinierten Weg und müssen sich keine Gedanken machen, wie man sich seinen Weg durch den Dschungel bahnt. Je unplanbarer das Geschäft ist, desto wichtiger sind die Führungsqualitäten.

 

wissenm_schumacherILONA SCHUMACHER
Coaching + Consulting
Inhaberin

Als Arbeits- und Organisationspsychologin mache ich Führungstrainings und als Dozentin unterrichte ich das Thema „Führung“. Meine Erfahrung ist, dass es vielen Führungskräften nicht gelingt, eine transparente und gleichzeitig vertrauensvolle Führungskultur zu gestalten. Wenn es schon einer Führungskraft schwerfällt, wie viel schwieriger wird es dann bei zwei Chefs? Es besteht auch die Gefahr, dass die Mitarbeiter eine Führungskraft gegen die andere ausspielen. In dieser Form der Führung liegt ein hohes Konfliktpotenzial. Um eine Teamarbeit in dieser Form zu leisten, müssen die Leute extrem gut vorbereitet und ausgebildet werden. Damit ein Jobsharing funktioniert, müsste das Thema Kommunikation viel tiefgehender behandelt werden. Das ist ein mühsamer Weg, den die Unternehmen meist aus Kosten- und Zeitgründen nicht gehen wollen.

 

RALF SIEBERTwissenm_siebert
Copynet Innovationsgesellschaft mbH
Geschäftsführender Gesellschafter

Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der sich einen Posten in der Führungsebene mit einem anderen teilt. Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Männer sind eher Konkurrenten als Teamspieler. Die Frage ist: Wie komplex ist die Arbeit, die man macht? In meinem Unternehmen sind 20 Mitarbeiter beschäftigt. Die Komplexität, die ich als Führungsperson abzudecken habe, ist ganz anders, als wenn ich in einem großen Unternehmen eine zweite Führungsebene habe, auf die ich zurückgreifen kann. Bei mir ist in erster Linie Flexibilität entscheidend, denn häufig weiß ich nicht, was auf mich zukommt. Das ist übrigens der Riesenunterschied zwischen großen und mittelständischen Unternehmen. Ich finde es besser, wenn es einen „Kopf“ gibt, der die Arbeit auf die Schultern der Mitarbeiter verteilt.