Der Verein brotZeit sorgt dafür, dass Schulkinder ein gesundes Frühstück erhalten und gefördert werden. Der BUSINESS CLUB HAMBURG unterstützt dieses Projekt und möchte Hamburger Unternehmer anstiften mitzuhelfen.

Für Mad Dabelstein war die Sache klar: Da mache ich mit! Seit elf Jahren ist der Hamburger Reeder in der Christoph Metzelder Stiftung aktiv – sowohl mit finanzieller Hilfe als auch im Vorstand. Als er anlässlich einer Galaveranstaltung der Stiftung die Schauspielerin Uschi Glas kennenlernte, erzählte die ihm von der Not vieler Schulkinder, die weder ein Frühstück zu Hause noch ein Schulbrot mit in die Schule bekommen. „Ich habe nicht gewusst, wie schlimm es in einigen Familien zugeht, sodass Kinder wegen Hunger und Unterzuckerung dem Unterricht nicht folgen können“, sagt Dabelstein.
Uschi Glas hatte 2008 im Autoradio davon erfahren, dass in München jedes dritte Kind ohne Frühstück in die Schule gehe. „Ich weiß noch genau, wie sehr mich die Nachricht erschütterte, und ich wollte helfen“, erinnert sie sich. Es begann mit selbst zusammengestellten „Notfallboxen“, die in 52 Schulklassen aufgestellt wurden. Ein Jahr später wurde brotZeit e.V. gegründet. Eine mittlerweile professionelle Organisation, die pro Jahr 1,6 Millionen Frühstücke an Schulen zubereitet.
Zu den drei Säulen des Vereins gehören das tägliche Frühstück, Deutschunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund sowie Schachunterricht. Dabei werden die Lehrer von mehr als 1100 Senioren und Seniorinnen (in Hamburg sind es derzeit 228) unterstützt, die sich ehrenamtlich um die Kinder in Schulen kümmern. Sie bereiten morgens das Frühstück zu, betreuen nachmittags unter der Anleitung eines Lehrers jeweils 3 bis 4 Kinder oder bringen ihnen das Schachspielen bei. Das Spiel ist unabhängig von Sprachbarrieren erlernbar, fördert mathematische Fähigkeiten, unterstützt strukturiertes Denken und schafft Erfolgserlebnisse.
Für Business Club-Geschäftsführer Peter Richard Stoffel ist die Unterstützung junger Menschen eine Herzensangelegenheit. „Der Business Club engagiert sich zusammen mit seinen Mitgliedern, um Kinder und Jugendliche auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Wenn man nicht in dieser Phase des Lebens hilft, dann kommt Hilfe oft zu spät oder ist um ein Vielfaches schwieriger“, meint er. Und so hat er sich zum Ziel gesetzt, nicht nur Clubmitglieder, wie den Reeder Mad Dabelstein, sondern auch andere Unternehmer aus Hamburg „anzustiften“, sich für diese Kinder in den Schulen der Hansestadt zu engagieren.
„Der Business Club will eine Plattform bieten, auf der Menschen zusammenfinden, die sich engagieren wollen. Und deshalb möchten wir nicht nur Clubmitglieder ansprechen, sondern alle Hamburger Unternehmer einladen, sich daran zu beteiligen, gemeinsam mit der Stadt Hamburg eine sinnvolle Unterstützung direkt vor Ort zu leisten“, erklärt der zweifache Familienvater. Ein besonders wichtiger Partner ist dabei die Christoph Metzelder Stiftung.
Der Business Club Hamburg ist seit 2015 Kooperationspartner der Stiftung und sammelt bei Golf-Events und Poker-Turnieren Spenden von den Mitgliedern und Gästen ein, die der Stiftung zugute kommen. Ihr Gründer, der ehemalige Fußballprofi Christoph Metzelder, setzt sich für Projekte ein, bei denen es um Chancengleichheit für junge Menschen im Bereich Bildung und Ausbildung geht, um die Bekämpfung von Kinderarmut, die individuelle Entwicklung von Kindern sowie die Integration von ausländischen Jugendlichen. Zu einem der unterstützten Projekte zählt der Verein brotZeit, bei dem Metzelder inzwischen Vorstandsmitglied ist.
In Hamburg werden zurzeit 29 Schulen mit monatlich 20 000 Mahlzeiten unterstützt. Für zehn Schulen trägt die Stadt Hamburg die Kosten, fünf weitere sollen in naher Zukunft hinzukommen. „brotZeit ist mehr als ein gesundes Frühstück vor der ersten Schulstunde. Aber ebenso wichtig wie die Mahlzeiten sind die Menschen – engagierte Senioren und Seniorinnen, die den Kindern mit Zuwendung und Empathie begegnen“, so Schulsenator Ties Rabe über die Initiative.
Alle Lebensmittel werden von LIDL gestiftet, die administrativen Kosten trägt die Christoph Metzelder Stiftung. Die verbleibenden Kosten für eine Schule betragen 10 000 Euro pro Jahr, mit denen die ehrenamtliche Tätigkeit der Senioren und Seniorinnen mit monatlich 200 Euro auch eine kleine finanzielle Anerkennung findet. Der Business Club Hamburg und seine Mitglieder werden für die kommenden drei Jahre eine Patenschaft über die Christoph Metzelder Stiftung für die Ganztagsschule an der Elbe in Altona übernehmen und 30 000 Euro zur Verfügung stellen. Peter Richard Stoffel möchte zudem möglichst viele „Unternehmer für Hamburg“ anstiften mitzuhelfen. „Es war sehr ermutigend, dass alle Clubmitglieder, die ich zu diesem Projekt angesprochen habe, spontan ihre Bereitschaft erklärt haben, brotZeit e.V. in den kommenden Jahren durch die Übernahme weiterer Patenschaften zu unterstützen“, erzählt er. Dabei ist es auch möglich, dass sich vier Unternehmen mit Beträgen von 2500 Euro pro Jahr zu einer Patenschaft für eine Schule zusammenschließen. „Wichtig ist, dass sich möglichst viele Menschen engagieren, sei es als Unternehmen mit einem finanziellen Beitrag oder als Senior durch Zeit für Kinder“, sagt Stifter Mad Dabelstein.

SO KÖNNEN SIE HELFEN
Der Business Club Hamburg informiert interessierte Unternehmer gern zu weiteren Details einer möglichen Schul-Patenschaft. Spenden für das Projekt können direkt an die Christoph Metzelder Stiftung auf das Konto bei der Sparkasse Essen (IBAN: DE49 3605 0105 0000 4754 75/ BIC SPESDE3EXXX) mit dem Verwendungszweck „brotZeit Hamburg“ geleistet werden.

 

SCHAUSPIELERIN USCHI GLAS: „BROTZEIT IST MEIN BABY.“

club!: Wie kamen Sie auf die Idee, Kinder in der Schule mit einem gesunden Frühstück zu versorgen?
Uschi Glas: Ich fuhr 2008 durch München und hörte im Autoradio einen Beitrag darüber, dass jedes dritte Kind ohne Frühstück in die Schule geht und sich nicht auf den Unterricht konzentrieren kann. Ich weiß noch genau, wie sehr mich diese Nachricht erschütterte.

Wie haben Sie das Projekt auf die Beine gestellt?
Mein Mann und ich haben vier Schulen angerufen und gefragt, was sie am nötigsten brauchen. Die Schulleiterinnen und Schulleiter antworteten, es wäre schon schön, wenn wir Zwieback vorbeibringen könnten. Zwieback! Ich bekam ein schlechtes Gefühl, dass das keine wirkliche Hilfe ist. Mein Mann und ich haben dann selbst Notfallboxen mit Knäckebrot, Keksen, Zwieback und Müsliriegeln gepackt und diese in 52 Klassenzimmer gestellt. So fing es an. Mit dem befreundeten Ehepaar Mosler haben wir im dann Februar 2009 den Verein gegründet. Inzwischen werden jeden Morgen 8500 Kinder an fast 200 Schulen in Deutschland mit Frühstück versorgt.

Erinnern Sie sich noch an die erste Schule, in der die Kids „Ihr“ Frühstück bekamen?
Natürlich, wir waren mit unseren „Notfallboxen“ nicht so zufrieden, wollten nachhaltig helfen. Daher fragten wir die Schulleiterin der Grundschule an der Paulckestraße, Michaela Fellner, was sie sich wünschte. Sie sagte spontan, ihr größter Traum wäre, wenn sie für „ihre Kinder“ ein tägliches Frühstück an der Schule hätte. Das war der Moment, in dem unser Projekt geboren war.

Waren Sie dabei?
Ja, ich bin von der ersten Sekunde in allen Schulen dabei – auch beim Zusammenstellen der Lebensmittel für die ersten Boxen. brot- Zeit ist mein Baby, dafür arbeite ich täglich – und das sehr gern.

Wie ist es dazu gekommen, ehrenamtliche Senioren in das Projekt mit einzubinden?
Das gehörte von Anfang an zu unserer Idee. Es gibt viele Menschen im Ruhestand, die sich gern noch einbringen möchten. Sie suchen eine sinnvolle Aufgabe. Was gibt es Sinnvolleres, als sich um Kinder zu kümmern? Wir wollten ein generationsübergreifendes Projekt schaffen. Unsere Senioren sind das Rückgrat von brotZeit.

Ist es auch ein bisschen: Alt hilft Jung und Jung hilft Alt?
Da haben Sie völlig recht. Für viele Kinder sind die Frühstückshelfer so etwas wie Ersatzgroßeltern geworden. Sie hören zu, was die Kinder zu erzählen haben. Sie zeigen ihnen, wie man richtig mit Messer und Gabel isst, bringen ihnen Tischmanieren bei usw. Und umgekehrt spüren die Senioren, dass die Kinder sie brauchen und mögen. Das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Insofern hilft Jung auch Alt.

 

Text: Achim Schneider