Erst Maurerlehre, dann zwei Studienabschlüsse und heute einer der erfolgreichsten Bauunternehmer Hamburgs. Dieter Becken wagte 2007 mit der Becken Holding GmbH einen radikalen Neustart und baut heute weit über die Stadtgrenzen hinaus.

„Sie haben Pech“, sagt Dieter Becken und schaut durch die bodentiefen Fenster seines Büros im 22. Stock des Berliner Tor Centers. Draußen versickert die Stadt im trüb-feuchten Novemberdunst. „An guten Tagen kann man bis zum Süllberg gucken.“ Im maritim-blauen Anzug mit Einstecktuch nimmt er in einem der Ledersessel Platz. Trotz Nebelschwaden ist der Panoramablick imposant. Von hier blickt Dieter Becken hinunter auf die Stadt, deren Bild er ein gutes Stück weit mitgeprägt hat. Zu seinen bekanntesten Bauwerken gehören der Berliner Bogen, das Deichtor Center und das Polizeipräsidium in Alsterdorf.
Als Visionär und Selfmade-Millionär hat Dieter Becken in 40 Jahren Unternehmertum eine der größten Projektentwicklungsgesellschaften Deutschlands aufgebaut. Die Becken Holding betreut ein Projektentwicklungsvolumen von über 500 Millionen Euro und weitere rund 400 Millionen Euro als Asset Manager. Solch einen Erfolg hätte ihm einst kaum jemand zugetraut. Tatsächlich ist seine Lebensgeschichte „eine, die es in sich hat“.
Als DDR-Flüchtling kam der siebenjährige Dieter Becken mit Eltern und Geschwistern Ende der 50er Jahre nach Hamburg. Nach einiger Zeit in Lagern landeten sie in Tornesch. Nach Abschluss der Volksschule sagte ein Berufsberater etwas, „das ich nie vergessen werde“, erzählt Becken. Er könne „maximal einfache handwerkliche Berufe erlernen“. Becken wurde Maurer, arbeitete vier Jahre auf dem Bau. Sein Traum: Diplom-Ingenieur werden. Er holte die Fachhochschulreife nach, ging an die Uni und studierte erst Architektur in Hamburg, dann Ingenieurwissenschaften in Hannover. Nun wollte er selbstständig sein, mietete kurzerhand ein Büro und wartete auf Aufträge. „Als nach drei Monaten immer noch keiner kam, wurde ich nervös“, lacht Becken. Er änderte seine Strategie und strebte eine Investor-Karriere an. Durch den Bau und Verkauf von Einfamilienhäusern verdiente er sein erstes „richtiges“ Geld. Als der Senat sich in den 90er Jahren mühte, große Firmen vom Abwandern nach Berlin abzuhalten, entdeckte Becken ein lukratives Geschäft. Er versprach den Firmen die besten Standorte und kaufte Grundstücke von der Stadt mit dem Hinweis, das jeweilige Unternehmen in Hamburg zu halten. Zu seinen Kunden zählten unter anderem Warner Brothers, IBM und die IKB Bank. „Dadurch habe ich mir ein ziemliches Investitionsvolumen aufgebaut“, sagt Becken.
Ende 2006 dann der große Schnitt. Kurz vor der Finanzkrise, als die Weltwirtschaft sich veränderte, das Geschäft schwieriger und das Risiko für private Kreditnehmer unkalkulierbar wurde, fasste er einen Entschluss: Er würde alles verkaufen. In nur einer Nacht erwarb sein gesamtes Immobilienportfolio der US-Finanzdienstleister Morgan Stanley. Preis: 635 Millionen Euro. Dieter Becken blieb kein einziges Haus. Doch er verfügte nun über ausreichend Eigenkapital, um mit seinen Mitarbeitern die bereits geplante neue Struktur aufzubauen. Er gründete die Becken Holding GmbH, ein management-geführtes Unternehmen, über dem das Family Office steht, geleitet von seiner Tochter. Becken selbst bezeichnet diesen Schritt als eine seiner „größten persönlichen Leistungen“. Er sagt: „So lange durchzuhalten, sich immer mehr zu verschulden und dann den Mut zu haben, alles zu verkaufen – das ist mir unglaublich schwer gefallen.“
Neue Aufträge kamen schnell – und das Geschäft floriert besser als vor dem Verkauf. Inzwischen baut Becken neben Hamburg in vielen weiteren deutschen Großstädten. Der Chef, voll im Geiste eines Visionärs, plant derweil „die neue Zeit“. Erste Fonds sollen mit institutionellen Anlegern ins Leben gerufen werden, „vorsichtige Schritte“ über die Grenzen Deutschlands hinweg folgen. Bis ins deutschsprachige Ausland will Dieter Becken noch aktiv dabei sein, „die nachfolgende Generation darf dann auch nach Amerika oder Australien gehen, da mache ich nicht mehr mit“. Er müsse allerdings noch lernen loszulassen, den jungen Leuten mehr Raum zu geben. „Aber das schaffe ich“, schmunzelt er. Und für die Zeit mit mehr Freizeit, hat er auch einen Plan: eine Kunstsammlung aufbauen. „Ich liebe Werke aus dem 19. Jahrhundert, besonders die Düsseldorfer Schule“, schwärmt Becken und deutet auf einige Rahmen in einer Ecke seines Büros – der Anfang als Kunstsammler ist bereits gemacht.
Einen weiteren großen Traum verwirklicht sich Dieter Becken kommendes Jahr. „Ich habe immer von einem Firmenhauptsitz mit eigenem Stammhaus geträumt.“ Im April ist es so weit. Alle seine Hamburger Firmen ziehen in das Finnlandhaus an der Esplanade. Für ihn ist das die perfekte Lage: mitten in der City, direkt am Wasser – und, natürlich, mit tollem Blick auf die Stadt.

 

Kontakt
Becken Holding GmbH
Beim Strohhause 17
20097 Hamburg
Tel: 040 23 78 40 10
holding@becken.de
www.becken.de

 

bch_hh_4c_1 Informationen zum Programm des Business Club Hamburg bekommen Sie hier.

 

Text: Nina Schwarz Foto: Martina van Kann