In vierter Generation leitet RÜDIGER BEHN die von seinem Urgroßvater gegründete Waldemar Behn GmbH in Eckernförde. Für ungewöhnliche Ideen hat der Getränke- und Spirituosenhersteller stets ein offenes Ohr.

„Hall of Fame“ der Spirituosen: Rüdiger Behn, 55, ist stolz auf die vielfältige Produktpalette des Familienbetriebes.

Der kleine Feigling hat seine Augen überall. Sie kleben auf Kugelschreibern, Gläsern, Laptops – und auf dem Firmen-Twingo draußen vor der Tür. Im Hauptgebäude der Waldemar Behn GmbH in Eckernförde kommt man an dem berühmten Augenpaar der weltweit bekannten Spirituosenmarke nicht vorbei. Andere Produkte des Hauses haben in der Eingangshalle einen Platz gefunden: Zwei Fläschchen Küstennebel liegen in einem Mini-Strandkorb, der schwedisch inspirierte Sanddorn-Likör Andalö weilt zwischen zwei Liegestühlen am Fenster und Cremelikör Dooley’s residiert in einer Vitrine umgeben von seinen zahlreichen Auszeichnungen.

Rüdiger Behn, Geschäftsführer des norddeutschen Getränke und Spirituosenherstellers, kommt die Treppe herunter. Er hat einen kräftigen Händedruck und wenig Zeit. Heute Abend steht ein Termin in Hamburg an, morgen in Salzburg, dann geht es auf eine Messe nach Cannes. „Das Reisen macht mir nichts aus“, sagt er und lächelt. „Sonst hätte ich den falschen Beruf.“ Entspannt setzt er sich auf einen Stuhl im Konferenzraum und faltet die Hände vor der Brust. „Ich erzähle Ihnen gerne etwas über unsere Firma“, beginnt er und überlegt kurz: „Ein wenig muss ich aber doch in der Zeit zurückgehen.“ Ganz ohne Geschichte geht es nicht.

Die Waldemar Behn GmbH ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition. Rüdiger Behns Urgroßvater war es, der 1892 die Firma gründete. Damals begann er, das von seinem Vater in Hamburg- Ottensen gebraute Bier in Gettorf, einem Nachbarort von Eckernförde, zu verkaufen. Seine Abnehmer: Arbeiter, die zu jener Zeit den Nord-Ostsee-Kanal bauten. Später, 1906, übernahm er in Eckernförde eine Brauerei und erweiterte sein Sortiment um alkoholfreie Getränke und Spirituosen. Sein Sohn Richard manövrierte das Unternehmen durch den Zweiten Weltkrieg. Auf ihn folgte Harro Behn – und schließlich Rüdiger, der heute das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Waldemar führt. Die Aufgaben sind klar verteilt: Während Rüdiger Behn sich um die Spirituosenmarken „Behn Originale“ sowie die Schwestergesellschaft „Nannerl“ in Österreich kümmert, ist Bruder Waldemar für das Handelsgeschäft „Behn Getränke“ zuständig. „Auf diese Art gibt es im Alltagsgeschäft keine unnötigen Komplikationen“, erklärt Rüdiger Behn.

Zwischen Leergutkisten und Lastwagen sind die Behn-Brüder in das Familienunternehmen hineingewachsen. „Eine Trennung zwischen Familie und Firma gab es kaum. „Da wurde der Virus früh aufgegriffen“, erzählt der 55-jährige Geschäftsführer. Nach der Schule macht Rüdiger Behn dennoch erst einmal eine Banklehre. Dann verlässt er den Norden für ein BWL-Studium in Nürnberg. Mit dem Abschluss in der Tasche kehrt er zurück und steigt direkt in den Familienbetrieb ein. „Das war nicht ideal“, gesteht er im Rückblick. „Es wäre besser gewesen, die typischen Anfangsfehler in einem anderen Unternehmen zu machen.“

Geschadet hat es nicht. Die Firma Behn ist weiter auf Erfolgskurs. Wer im nördlichen Schleswig-Holstein etwas zu trinken kauft, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Produkten aus Eckernförde. Rund eintausend Gastronomiebetriebe beziehen die Behn’schen Getränke. „Wir sind Marktführer von der dänischen Grenze bis zum Nord-Ostsee-Kanal“, erzählt der Chef. Und nicht nur das. In 60 Ländern fließen die Produkte aus Norddeutschland die Kehlen hinunter. Ein Viertel des Absatzes erfolgt im Ausland. Von den insgesamt 300 Mitarbeitern arbeiten etwa achtzig im eigens erbauten Hauptgebäude zwei Kilometer entfernt von der Eckernförder Innenstadt. Die Produktionsstätte liegt direkt hinterm Haus. Wer im Konferenzraum sitzt, kann die Lastwagen durchs Fenster beim Be- und Entladen beobachten.

Es ist ein idyllischer Standort hoch oben an der Ostsee. Für das tägliche Leben von Rüdiger Behn „wie gemalt“. Keine Staus, keine horrenden Mietpreise – und auch kulturell ist „richtig Dampf in der Stadt“, versichert er. Auch wenn sie oben in der norddeutschen Ebene „so manchen Impuls manchmal zu spät mitbekommen“ und ausländische Partner sie in Hamburg leichter finden würden – eine Standortverlegung in die Großstadt kann er sich nicht vorstellen. „Unser Herz schlägt für Hamburg, aber die Lebensqualität ist hier höher“, sagt er und fügt hinzu: „Und nach Büroschluss kann man in der Ostsee baden gehen.“

Die Kreativität an der Küste kennt keine Grenzen. „Wir haben mehr Ideen in der Schublade, als der Markt verträgt“, sagt Rüdiger Behn. Das Problem ist die Vermarktung. Während in den 80er Jahren der TV-Spot mit dem Spruch: „Kennen Sie den? – der ist von Behn“ durch nahezu jedes Wohnzimmer tönte, sind die Medien heute „zu fragmentiert“. „Der Werbemarkt ist zu laut, da findet man kein Gehör“, erläutert Behn. Und trotzdem wagt sich der umtriebige Geschäftsmann immer wieder an neue, auch ungewöhnliche Projekte – sei es, einen Feigenschnaps in New York einzuführen oder einen Cocktail in Plastiktütchen auf den Markt zu bringen. „Das ist zwar keck, aber wir machen es trotzdem“, lacht er. Nicht umsonst gelten die Behns als kreativ und risikofreudig. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Fünf potenzielle Nachfolger stehen bereit: Rüdiger Behn hat zwei, Bruder Waldemar drei Kinder. Wer das nächste Führungsduo bilden wird, ist noch offen. Immerhin hat Rüdiger Behns Nachwuchs gerade das Alter, um die vom Vater vertriebenen Getränke offiziell probieren zu dürfen. Also wird vorerst weiter er selbst die Marken „made in Eckernförde“ in die Welt hinaustragen. Und damit, das ist ihm wichtig, ein Stück weit, „die norddeutsche Trinkkultur pflegen“.

 

Kontakt
Waldemar Behn GmbH
Kadekerweg 2
24340 Eckernförde
Tel: 04351 47 90
info@behn.de
www.behn.de

 

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Text: Nina Schwarz