DR. JAN KLEEBERG wollte Jockey werden – doch dafür war er schon als junger Mann zu groß. Jetzt ist er Geschäftsführer bei der Trabrennbahn in Bahrenfeld und kann Beruf und Leidenschaft miteinander verbinden.

Jan Kleeberg liebt Pferde und den Rennsport. Der neue Geschäftsführer der Trabrennbahn hat eine Vision: er will den Pferdesport in der Hansestadt wieder zu einem echten Ereignis machen.

Wer mit Jan Kleeberg über die Trabrennbahn in Bahrenfeld spaziert und ihm zuhört, wie er über das neue Geläuf spricht, über Pferde, Rennsport und die Zukunft dieser traditionsreichen Rennbahn, kommt nicht auf die Idee, dass er es mit einem Betriebswirtschaftler zu tun hat, der vor einigen Jahren noch mit der Vergabe der Werberechte auf Hamburger Grund beschäftigt war. Wer sich mit dem Diplom-Kaufmann Dr. Kleeberg über Image- Analysen und Vermarktungskonzepte für Unternehmen unterhält, mit denen sich ein lahmender Gaul zu einem Zugpferd aufzäumen lässt, kommt nicht auf die Idee, dass ihm ein Pferdewirtschaftsmeister gegenübersitzt, der am liebsten Jockey geworden wäre.

Als Jan Kleeberg vor einem halben Jahr die Geschäftsführung der Trabrennbahn in Bahrenfeld übernahm, waren seine beiden Leidenschaften wieder einmal miteinander verbunden: die für Pferde und die für Projektentwicklungen. „Die Trabrennbahn soll wieder eine Anlage von internationaler Bedeutung werden und die Hamburger begeistern.“

Das war sie einmal. Doch die großen Tage sind lange vorbei. Damals hatte die Traber-Legende Hänschen Frömming hier einen eigenen Stall und drehte auf der Bahn seine Runden. Gleich nebenan im Restaurant „Traberhof“ wurde das „Traberlied“ komponiert, das als Siegesmarsch auf den deutschen Rennbahnen berühmt geworden ist. Jahrzehnte vergingen.

„Daraus ist dann eine marode Anlage geworden, in die jetzt mehrere Millionen Euro investiert wurden“, erzählt Kleeberg. Ein neues Geläuf, sanierte Tribüne und ein Konzept, Trabrennen für das Publikum erlebbar zu machen. Life-Interviews aus dem Sulky mit den Trabrennfahrern übertragen auf eine fünfzig Quadratmeter große Videotafel, Busfahrten auf der Innenbahn der Rennbahn, so dicht am Renngeschehen, dass man den Erdboden unter den Pferdehufen fliegen sieht. Familienprogramme, Kinderspielplatz, Jazzkonzerte…

Am liebsten würde Jan Kleeberg selbst hinter einem Rennpferd im Sulky über das neue Geläuf dahinsausen. Mit Pferden ist er aufgewachsen. „Pferde und Reiten sind für mich eine tiefe Leidenschaft, seit ich laufen kann.“ Und obwohl er Trabrennen gefahren und Galopprennen geritten ist, seinen Jugendtraum von einer Karriere im Rennsattel musste er begraben. Mit 1,90 Metern ist er dafür einfach zu groß.

„Mein Vater war als Internist tätig. Als ich größer und größer wurde, habe ich immer zu ihm gesagt, er möge mir doch eine Spritze geben, damit ich nicht mehr wachse.“ Zwar teilte sein Vater mit ihm ein Pferd, einen Galopper, die Spritze aber gab er ihm nicht. „Was ich, wenn ich ehrlich bin, immer noch ein wenig bedauere.“ Jan Kleeberg schrieb gerade an seiner Doktorarbeit, als er von einem Lehrgang zum Pferdewirtschaftsmeister erfuhr. „Mensch, dachte ich, mach das. Vielleicht willst du das irgendwann mal ausüben, und dann hast du keine Zeit mehr dazu, diese Qualifikation zu erlangen.“ „Es schlug sein Herz / geschwind zu Pferde…“, so galoppierte er damals frei nach Goethe in eine mögliche Zukunft als Berufstrainer hinein. Wenn er wollte, könnte er jetzt richtige Rennpferde trainieren. An diesem Punkt angelangt, entringt sich ihm ein kleiner, froher Seufzer: „Das würde ich gerne irgendwann einmal tun.“

Als Jan Kleeberg 2004 seine Dissertation schrieb, konnte er nicht ahnen, dass er die dabei gewonnenen Erkenntnisse, auch wenn es damals um Galoppsport ging, acht Jahre später gebrauchen würde, um eine große Herausforderung zu bewältigen: die abgewirtschaftete und in Vergessenheit geratene Trabrennbahn in Bahrenfeld mit neuem Leben zu füllen und wieder im Bewusstsein der Stadt zu verankern. Der Titel seiner Doktorarbeit: „Galopprennbahnen als Freizeitstandorte in Großstädten“.

Im vergangenen Frühjahr ergab eine Befragung von Hamburgern, die in einem Umkreis von nur 20 Minuten Entfernung zur Rennbahn leben, dass 30 Prozent der Bewohner noch nie von der Trabrennbahn gehört hatten oder glaubten, es gäbe sie nicht mehr. „Nun müssen wir die Trabrennbahn wieder zurück in die Köpfe der Menschen bringen“, sagt Kleeberg.

Zur neuen Inszenierung des Trabersports kommt ein sportlich hochwertiges Programm: Im Oktober ein Grand Prix-Meeting mit dem Großen Preis von Deutschland, bei dem insgesamt 500 000 Euro an Geldpreisen ausgeschüttet werden. Dazu die Europameisterschaft der Trabrennfahrer im September.

Für Kleeberg bedeutet das: Sponsoren suchen, Kooperationspartner finden, Menschen überzeugen. „Das ist etwas, woraus ich immer viel Kraft ziehe, Begegnungen mit Menschen. Und wenn dann rund um die Menschen auch noch Pferde dabei sind, umso schöner!“

 

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Text: Uwe Prieser Foto: Martina van Kann