Die Gesetze der Wirtschaft haben ANDREA REESE schon als Schülerin fasziniert. Um als Wirtschaftsprüferin optimal mit ihnen umzugehen, hält sie zwei Dinge für unverzichtbar: eine kritische Grundhaltung und Menschenkenntnis.

Wirtschaftsprüferin! Man hat so seine Vorstellungen von Menschen, deren Berufsmittelpunkt der kritische oder sollte man sagen misstrauische Umgang mit unendlich vielen Zahlen und Fakten ist. Und die sich, wenn nötig, auch Konflikten mit den Firmenlenker stellen müssen. Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit strahlt die schlanke Frau im dunkelblauen Hosenanzug jedenfalls aus, die uns im Konferenzraum der BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in der Fuhlentwiete willkommen heißt. Andrea Reese, Partnerin und Mitglied der Hamburger Standortleitung der BDO AG, eine der bedeutendsten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
„Eine kritische Grundhaltung ist schon wichtig in unserem Beruf“, bekennt die Chefin eines Expertenteams von 35 Mitarbeitern. „Da steht, um ein alltägliches Beispiel zu nennen, das Warenlager des Unternehmens mit einem Wert von zehn Millionen in der Bilanz. Du stehst da und musst entscheiden: Kann das so stimmen?“ „Und Menschenkenntnis“, fügt sie hinzu, „ist auch eine wichtige Komponente.“
Genauso wie die Begeisterung für dicke Zahlenwerke, die für den größten Teil der Menschheit ein Buch mit sieben Siegeln sind. „Frau Reese, Wirtschaftsprüferin, ist das wirklich Ihr Traumberuf?“ Andrea Reese stutzt, schweigt und lacht. Ihre Gedanken eilen weit zurück. „Mein Vater war Kaufmann, der Chef des Städtischen Energieversorgers in Salzgitter. Da ging es auch schon um Gas aus Russland und die Kosten und Lieferbedingungen. Es sind die wirtschaftlichen Sachverhalte, die Verknüpfungen, Einflüsse und Abhängigkeiten – wie Wirtschaft funktioniert, das hat mich als Schülerin schon fasziniert.“
In Hannover studierte sie nach dem Abitur Wirtschaftswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre, im Hauptstudium aber Wirtschaftsprüfung und Steuerrecht. „Das Examen für Wirtschaftsprüfer ist gesetzlich geregelt“, erzählt die Frau, die im Anschluss an das Studium in einer Domäne der Männer ihre Karriere begann. „Dabei gab es eine Durchfallquote von 50 Prozent und der Anteil von Frauen war noch homöopathisch gering.“
In Hamburg, wo die Diplom-Ökonomin, Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin aus Salzgitter vor 27 Jahren ihre Karriere startete, hat sich Andrea Reese schnell heimisch gefühlt. „Diese hanseatische Freundlichkeit, die nie aufdringlich wird, das gefällt mir bis heute.“ Und das mit dem „ehrbaren Hamburger Kaufmann“ – nur noch ein Mythos? „Nein, oh nein“, wird Andrea Reese deutlich. „Das Bewusstsein für Tradition, das Ehrgefühl, der Stolz – der hanseatische Kaufmann, der ist und bleibt sicher aktuell. Unsere Gesellschaft ist ja übrigens 1920 als Deutsche Warentreuhand in Hamburg gegründet worden. Das war ein Ursprung der Wirtschaftsprüfung.“
Andrea Reese betreut Mandanten in 24 Standorten, darunter sind viele Stammkunden. Vertrauen ist wichtig dabei, zu große Vertrautheit aber wird vom Gesetzgeber unterbunden. „Ich darf, wie jeder Wirtschaftsprüfer, zum Beispiel einen kapitalmarktorientierten Mandanten nur sieben Jahre lang betreuen“, sagt die selbstbewusst freundliche Frau mit dem sehr speziellen Traumberuf. Schließlich müssen sich die Geschäftspartner einer veröffentlichungspflichtigen Kapitalgesellschaft auf die Bilanzzahlen verlassen können, die Andrea Reese nach der Prüfung mit ihrem Berufssiegel abgestempelt hat. Und eine kritische Grundhaltung, so hatte sie gesagt, sei eine wichtige Voraussetzung in ihrem Beruf.

 

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BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Fuhlentwiete 12
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Text: Norbert Scheid FOTO: Martina van Kann