Die Hamburger Morgenpost ist die älteste Boulevardzeitung der Stadt. Doch ihre Auflage schwächelt. Geschäftsführerin SUSAN MOLZOW hat sich zum Ziel gesetzt, den Verlag mit neuen Produkten fit für die Zukunft zu machen.

Als Susan Molzow ihren ersten Job bei der Hamburger Morgenpost übernahm, war die Zeitungswelt noch eine andere. „Da wurde noch alles per Hand gemacht“, sagt die 48-Jährige mit einem Schmunzeln. Die gebürtige Hamburgerin hat Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Steuerrecht studiert – und erfolgreich abgeschlossen. Schon damals war ihr klar, „dass sie genau das beruflich nicht machen wollte“.

Die Betriebswirtin schaute sich um, beschäftigte sich mit vielen Sachen und landete „aus reinem Zufall“ im Verlag. Susan Molzow stieg 1990 bei der Hamburger Morgenpost als Assistentin der Geschäftsleitung ein. Es war die richtige Entscheidung: „Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Atmosphäre, das Zusammenarbeiten von Kreativen, Kaufleuten und vielen unterschiedlich ausgebildeten Menschen und Persönlichkeiten sehr gefällt.“ Sie fand sich schnell zurecht, war erfolgreich und wurde stellvertretende Verlagsleiterin. Doch irgendwann kam ihr der Gedanke, etwas Neues auszuprobieren. Molzow wechselte und wurde Verlagsleiterin bei Gruner + Jahrs Magazin Gala.

Sieben Jahre war sie von der „Mopo“ weg. Dann erhielt Molzow das Angebot, als Geschäftsführerin bei Hamburgs ältester Boulevardzeitung, einzusteigen. Eine Offerte, die sie nicht ausschlagen konnte. Sie kehrte zurück ins Verlagshaus in der Griegstraße und fühlte sich sofort wohl. „Die Rückkehr hat sich vertraut angefühlt und es hat mir gefallen, wieder in die Zeitungswelt einzutauchen. Da geht alles schneller zu als beim Magazin. Das gefällt mir“, beschreibt sie ihr Comeback bei der Zeitung. Es hat sich einiges geändert in der Zwischenzeit. „Früher haben die Menschen eher neben- und gegeneinander gearbeitet“, erinnert sich Molzow. Das funktioniert in Zeiten von Auflagenschwund im Printbereich und gleichzeitigem Ausbau der Digitalisierung nicht. Sie sieht es als vornehmliche Aufgabe an, Ideen zu entwickeln, damit Redaktion und Verlag gemeinsam und erfolgreich an übergreifenden Produkten arbeiten. Dabei helfen die Erfahrungen, die sie bei anderen Projekten gesammelt hat: „Ich habe viele Impulse aus der Arbeit mit den Magazinen mitbringen können“, so Molzow.

Nach ihrer Einschätzung hat die Hamburger Morgenpost durchaus eine Bedeutung in der umkämpften Medienlandschaft der Hansestadt. „Doch die häufigen Besitzerwechsel haben dem Verlag nicht gut getan und das Image von Mitarbeitern und Marke beschädigt“, stellt Susan Molzow rückblickend fest. Mittlerweile befindet sich der Verlag der Hamburger Morgenpost in „ruhigerem Fahrwasser“ und ist breiter aufgestellt. Unter der Führung von Susan Molzow wurden weitere Geschäftsfelder erschlossen. Es gibt viele neue Produkte, die um die Tageszeitung herum entwickelt worden sind. „Das Geschäft von Verlagen ist sehr vielfältig geworden. Wir glauben, dass Lifestyle, Musik und sogar Mode zu unserer Marke passen“, sagt sie. Neben dem Kernobjekt Morgenpost print und digital bietet die Marke Mopo einen Kessel Buntes: e-Books, Bücher, Workshops, Musik- und Laufevents sowie Merchandising-Produkte.

Für kleine- und mittelständische Unternehmen wurde eine innovative App entwickelt, mit der die Kunden Imagepflege betreiben sowie ihre Kundenbeziehungen pflegen können. „Die Zeiten, in denen die Werbekunden anrufen und sagen, sie wollen eine Anzeige buchen, sind vorbei. Es geht darum, in Medienlösungen zu denken und den Kunden maßgeschneiderte Angebote zur Verfügung zu stellen“, sagt die Verlagschefin. Die Medienexpertin strahlt im Gespräch in ihrem großräumigen Büro eine beinahe ansteckende Gelassenheit aus. Kann sein, dass das ihrer bodenständigen Lebensweise geschuldet ist. „Entschleunigung“ ist das Stichwort. Die 47-Jährige gönnt sich – trotz aller Hektik im Tagesgeschäft – Auszeiten. „Urlaub muss sein“, sagt sie. „Ich habe ein großartiges Team, auf das ich mich verlassen kann. Am liebsten begibt sie sich auf Städtereisen oder Kurztrips – zum Beispiel nach Rom, Mallorca oder in die Toscana. Sie verbringt viel Zeit mit ihrer zehnjährigen Tochter, zieht gern die Joggingschuhe an und wenn noch Zeit ist, geht Susan Molzow zum Training in den Fitnessclub. „Aber nicht so oft“, wie sie gesteht.

Susan Molzow hat sich beim Einstieg in die Geschäftsführung 2010 das anspruchsvolle Ziel gesetzt, den Hamburger Morgenpost-Verlag fit für die Zukunft zu machen. Dennoch bleibt sie gelassen: „Ich empfinde das als Herausforderung – nicht als Last.“

 

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Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann