Der Badener DR. ROLF STRITTMATTER ist seit Beginn des Jahres Geschäftsführer der Hamburger Wirtschaftsförderung. Eines seiner Ziele ist es, die Hansestadt für internationale Unternehmen und Investoren reizvoller zu machen.

Es war Sonntag, der 26. April 2010. Dr. Rolf Strittmatter war in die Stadt gekommen, um wie 16 000 andere Sportbegeisterte den Hamburg Marathon zu laufen. Strittmatter hatte sich eine persönliche Bestzeit vorgenommen, wollte die Strecke in drei Stunden und 30 Minuten schaffen. Ein ambitioniertes Ziel. Dennoch hatte er großen Spaß, die 42,195 Kilometer durch die Hansestadt zu genießen. „Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, die 3:30 Stunden zu knacken, war es der lockerste Marathon, den ich bisher gelaufen bin. Es war eine Stadtbesichtigung der besonderen Art“, erinnert er sich fünf Jahre später.

Schon damals hatte der Mann aus Binzen, das liegt im Dreiländereck in Südbaden, ein großes Faible für die Stadt an der Elbe und kam regelmäßig her, um Freunde und Bekannte zu besuchen. „Hamburg ist eine äußerst reizvolle Stadt. Für mich ist sie in der Champions League, wenn auch gerade nicht im Fußball. Aber als Metropole kann ich mir keine schönere Stadt vorstellen“, sagt der 45 Jährige. So lag es auf der Hand, dass der Diplom- Volkswirt und promovierte Wirtschaftsgeograph irgendwann den Weg in seine Lieblingsstadt finden würde.

Schon während des Studiums und der Promotion an der Universität Freiburg hatte Rolf Strittmatter sich die spannende Frage gestellt: „Wie kann man die Vermarktung von Städten und Regionen aus betriebswirtschaftlichen Konzepten im Bereich des Marketings ableiten? Man weiß zwar, wie Produkte zu vermarkten sind, aber bei der Vermarktung von Städten und Regionen gibt es viele offene Fragen“, erklärt der Marketingexperte. Sein Einstieg in das Thema war der Auftrag für eine Untersuchung in vier führenden europäischen Wirtschaftsregionen in den Bereichen Tourismus, Standortmarketing und Wirtschaftsförderung. Nach Stationen in der Verwaltung und der Privatwirtschaft lockte ihn das Angebot der dualen Hochschule in Mannheim, den Lehrstuhl für das Fach Wirtschaftsförderung zu übernehmen. „Das war die große Chance, praktische Erfahrung auf Lehre und Wissenschaft zu übertragen“, so Strittmatter.

Im vergangenen Jahr suchte die Hansestadt Hamburg einen neuen Geschäftsführer für die Hamburger Wirtschaftsförderung (HWF). Rolf Strittmatter arbeitete mittlerweile als Geschäftsführer bei der ZukunftsAgentur Brandenburg und dem Expo- Center Airport Berlin und hatte gar keine Ambitionen, zu wechseln. Indes: „Als Hamburg rief, habe ich mich sehr gefreut.“ Nachdem er sich gegen fünf Kandidaten durchgesetzt hatte, entschied er sich für den Wechsel von Potsdam in die Lieblingsstadt.

In ersten Gesprächen stellte er schnell fest, dass Hamburg zwar ein großes Potenzial hat, aber die Wirtschaftsförderung mit ihren vielen unterschiedlichen Playern aus Kundensicht zu zersplittert sei. Auch wenn die HWF , die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, als Investitionsagentur gute Erfolge vorweisen kann, eine One-Stop-Agency für die Wirtschaft ist sie noch nicht. Seit 1985 versorgten die Wirtschaftsförderer rund 2800 Unternehmen mit Gewerbeflächen und holten ähnlich viele Firmen in die Stadt. Rund 58 000 Arbeitsplätze sind dadurch neu in Hamburg entstanden.

Um Hamburgs Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs zu halten, will der neue Geschäftsführer, der auch die Geschäfte der Hamburg Marketing GmbH leitet, das Profil des Wirtschaftsstandortes schärfen: „Nicht nur im Süden wird getüftelt. Hamburg ist das nordeuropäische Hightech-Zentrum.“ Er wundert sich über das „hanseatische Understatement“. „Die Süddeutschen sagen gern, was sie machen.“ Das ist auch sein Anspruch. „Hamburg ist das Tor zur Welt, muss sich aber international noch besser positionieren. Wenn man in Japan oder China über Deutschland spricht, sind Berlin, München, Frankfurt vorn“, sagt er. Das will er ändern. Seine These: Wenn Deutschland der Motor der europäischen Wirtschaft ist, ist Hamburg der Turbolader.

Übrigens: Die Bestzeit hat Rolf Strittmatter beim Hamburg Marathon nicht gepackt – ihm fehlten ganze neun Sekunden. Das hat ihn ziemlich gewurmt. Und die 3:30 Stunden sind längst noch nicht aus seinem Kopf verschwunden. Er bleibt dran, läuft mehrmals in der Woche um die Alster oder an der Elbe. „Wenn sich alles eingespielt hat, gehe ich es vielleicht noch einmal an.“

 

KONTAKT
Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH
Wexstraße 7
20355 Hamburg
Tel: 040 22 70 19-11
rolf.strittmatter@hwf-hamburg.de
www.hwf-hamburg.de

 

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Text: Achim Schneider      Foto: Martina van Kann