Wie wichtig ist China für Hamburg und seine Wirtschaft? Das beantwortet hier Dr. Margot Schüller, China-Expertin vom GIGA Institute of Asian Studies.

club!: Welchen Stellenwert haben die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hamburg und China?
Dr. Margot Schüller: Hamburg und China verbindet eine lange Geschichte der wirtschaftlichen Partnerschaft, die bereits 1731 mit dem Einlaufen des ersten chinesischen Frachtschiffes in den Hamburger Hafen begonnen hat. Die wirtschaftlichen Beziehungen umfassen heute nicht nur Handels-, sondern auch Investitionsströme in beide Richtungen. Rund 120 Hamburger Unternehmen sind in China über Niederlassungen oder Produktionsbetriebe aktiv. Umgekehrt gibt es rund 500 chinesische Unternehmen in Hamburg, die hier Niederlassungen besitzen, im Außenhandel aktiv sind oder hier produzieren.

Spielt China auch für andere Bereiche als den Handel eine Rolle für Hamburg?
China spielt neben den traditionellen Handelspartnern in der EU und in Amerika eine wichtige Rolle. Der Ausbau der politischen und kulturellen Beziehungen im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Shanghai und der Gründung des ersten chinesischen Generalkonsulats in Hamburg erleichterte auch die Ausweitung der Beziehungen in anderen Bereichen. Deshalb haben nicht nur Handel und Investitionen zugenommen, sondern auch die Zusammenarbeit im Umwelt- und Klimaschutz, im Tourismus sowie in der Wissenschaft und Bildung.

Wie wichtig ist dabei der Hamburger Hafen?
über den Hamburger Hafen läuft mehr als die Hälfte des gesamten deutsch-chinesischen Außenhandels. Mit 2,7 Millionen Container-Einheiten und einem Anteil von rund 30 Prozent am gesamten Umschlag war China der wichtigste Handelspartner für den Hamburger Hafen im Jahr 2013.

2002 hat der Senat eine umfassende Initiative mit dem Ziel gestartet, die Beziehungen der Stadt zu China auszubauen. War diese Initiative erfolgreich?
Der Ausbau Hamburgs zu einem europäischen Brückenkopf nach China ist gelungen. Gegenüber 2002 verdoppelte sich die Zahl der in Hamburg ansässigen Unternehmen. Heute leben, studieren und arbeiten rund 10 000 Chinesen in Hamburg, also fünfmal mehr als noch 2002. Mit dem alle zwei Jahre stattfindenden „Hamburg Summit – China meets Europe“ ist im Jahr 2004 eine hochrangige Konferenzserie begonnen worden, an der inzwischen regelmäßig auch die Spitze der politischen Führung aus China und Europa teilnimmt.

Wo sehen Sie die besten Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Hamburg und China?
Hamburg weist eine Reihe wichtiger Cluster auf, die für chinesische Unternehmen attraktiv sind. Neben der Logistik und dem Transport, die direkt mit der Hafenwirtschaft zusammenhängen, bieten sich beispielsweise die Bereiche Luftfahrt, Stadt- und Verkehrsplanung, Architektur, Gesundheitsökonomie und Umwelttechnologien an.

 

HAMBURG IST DIE NUMMER EINS BEIM HANDEL MIT CHINA
Rund 500 Unternehmen aus der Volksrepublik China sind in Hamburg und von Hamburg aus aktiv. Damit ist die Hansestadt der Standort Nummer eins in Europa für chinesische Firmen. Bereits 1984 wurde die China United Trading Corporation GmbH als chinesischer Brückenkopf nach Europa in Hamburg gegründet. Die Unterstützung chinesischer Unternehmen durch die Stadt hat eine starke Sogwirkung ausgeübt. Die meisten chinesischen Firmen sind Handelsunternehmen, die Hamburg als Drehscheibe für Dienstleistungen oder den Export nützen. Ausdruck der intensiven Zusammenarbeit zwischen der Hansestadt und Fernost ist der „Hamburg Summit: China meets Europe“, der jedes Jahr im Herbst von der Handelskammer Hamburg veranstaltet wird. In Hamburg haben sich über die Jahre viele soziale Kontakte zwischen Hanseaten und Chinesen entwickelt, nicht nur in den 200 China-Restaurants. Es gibt chinesische Schulen und Kindergärten und sogar einen Lehrstuhl für chinesische Medizin.