Die amerikanische Generalkonsulin NANCY CORBETT spricht über das vertrauensvolle und freundschaftliche Verhältnis zwischen Hamburg und den Vereinigten Staaten.

club!: Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hamburg und den USA haben eine lange Tradition. Wir beurteilen Sie die Zusammenarbeit zwischen Hamburgern und Amerikanern?
Nancy Corbett: Für die Vereinigten Staaten war und ist Hamburg eine der bedeutendsten Metropolen in Europa. Die USA haben das Konsulat in Hamburg im Jahre 1790 errichtet, ein Jahr nachdem die US-Verfassung in Kraft getreten ist. Es war die erste diplomatische Vertretung der USA auf deutschem Boden. Dank unserer 225-jährigen Beziehungen mit der Stadt haben wir ein sehr vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis zu unseren Partnern aus Politik und Wirtschaft hier vor Ort aufbauen können.

Wo liegen die Stärken der wirtschaftlichen Zusammenarbeit?
Hamburg war damals schon eine der bedeutendsten Hafen- und Handelsstädte der Welt und ist es heute noch. Der Handel spielt daher in unserer wirtschaftlichen Zusammenarbeit eine traditionell starke Rolle. Mit der Entwicklung moderner Technologien sind in den letzten Jahren neue Schwerpunkte dazugekommen, wie etwa grüne Technologie, erneuerbare Energien und neue Medien.

Gibt es Bereiche, in denen Sie sich Verbesserung wünschen?
Ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen würden, die öffentliche Debatte über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zu versachlichen. Ich bin stolz darauf, dass die EU und die USA den bisher transparentesten Verhandlungsprozess eines internationalen Handelsabkommens geschaffen haben. Als Deutschlands Handelsmetropole und Standort des drittgrößten Seehafens in Europa ist das Abkommen für Hamburg von besonderer Bedeutung. Gerade die hiesige mittelständische Exportwirtschaft würde von einheitlichen Standards und sinkenden Handelskosten profitieren.

2013 gab es in Hamburg den ersten Deutsch-Amerikanischen Wirtschaftstag, an dem rund 250 Unternehmer beider Länder teilnahmen. Was waren die Ziele des Kongresses?
Der Deutsch-Amerikanische Wirtschaftstag 2013, der in der Amtszeit meiner Vorgängerin stattfand, wurde von den Deutsch- Amerikanischen Auslandshandelskammern in Kooperation mit Germany Trade and Invest und der Handelskammer Hamburg organisiert und hatte zum Ziel, Unternehmen, die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA auf- oder ausbauen möchten, zu beraten. Hochrangige Vertreter deutscher Firmen, die zu dem Zeitpunkt bereits erfolgreich in den USA vertreten waren, haben hier ihre Erfahrungen mit den Interessenten geteilt.

Helfen solche Treffen, die wirtschaftlichen Beziehungen auszubauen? Konkret gesagt, glauben Sie, dass der Kongress für Hamburg positive Auswirkungen gehabt hat?
Ich bin davon überzeugt, dass trotz moderner Kommunikationstechnik und Internet Treffen dieser Art einen enormen Mehrwert haben. Der direkte Austausch und Dialog schaffen eine Vertrauensbasis, die sehr wichtig für die wirtschaftlichen Beziehungen ist. Auch der Deutsch-Amerikanische Wirtschaftstag 2013 war, wie mir berichtet wurde, ein Erfolg und hat zur Stärkung unserer Wirtschaftsbeziehungen beigetragen. Dort standen nicht Frontalpräsentationen, sondern die direkte B2B-Kommunikation durch Podiumsdiskussionen und Workshops im Vordergrund, was von den teilnehmenden UnternehmerInnen ebenso geschätzt wurde wie der direkte persönliche Austausch.

 

WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN HAMBURG UND AMERIKA
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Hansestadt und den vereinigten Staaten haben nicht nur eine lange Tradition, sie entwickeln sich stetig weiter. So zeigt sich, dass Hamburger Unternehmen zunehmend als Investoren auf dem US-Markt aktiv werden. Sie haben dort in den letzten zehn Jahren fast 900 Millionen US-Dollar investiert. In der Hansestadt sind 126 US-Unternehmen angesiedelt. Mit Exxon Mobil, General Electric, ConocoPhillips Germany, IBM Germany und Oil Mill Hamburg Corp. haben fünf der größten US-Firmen eine Dependance.

 

Text: Achim Schneider