Von einer spontanen Hilfsaktion für Flüchtlinge in den Messehallen zum professionellen Spendenlogistiker mit Sitz an der Großen Elbstraße. Christian Schad gründete mit anderen den gemeinnützigen Verein „Hanseatic Help“, der Spenden in die ganze Welt liefert.

„Passen Sie lieber auf, wo sie die hinstellen“, sagt Christian Schad und zeigt auf die Handtasche, die im Laufe der Unterhaltung auf einer Kiste abgelegt wurde. „Es kann sonst schnell passieren, dass sie einsortiert und verpackt wird.“ Eben so, wie es mit all den Dingen passiert, die hier herumstehen, -liegen und lagern.
Es ist Donnerstagmittag. Große Elbstraße 264. Wo einst die Möbelkette Habitat exklusive Einrichtungsgegenstände verkaufte, türmen sich Berge von Kartons. Etwa 40 Menschen huschen durch die Gänge. Kleidung wird aus blauen Boxen gezogen, begutachtet, gefaltet und in Gitterregale einsortiert. Voll beladene Hubwagen poltern vorbei, die Luft ist kühl, das Licht schummrig. Lagerhallenatmosphäre. Mittendrin steht Christian Schad und strahlt.
Seit März dieses Jahres ist auf der 2300 Quadratmeter großen Fläche nahe dem Fischmarkt der gemeinnützige Verein Hanseatic Help untergebracht, den meisten Menschen besser bekannt als „Kleiderkammer Messehallen“. Schad ist Mitbegründer dieser Organisation, die im Flüchtlingssommer 2015 als chaotischer Haufen engagierter Spendensammler begann, dann „explodierte“ und innerhalb weniger Monate zu einem professionellen Spenden-Logistikunternehmen avancierte, von dem Schad behauptet, man könne „bestellen wie bei Amazon“.
Rund drei Millionen Kleider- und Sachspenden hat Hanseatic Help bereits verteilt. Dank des australischen Großspenders Henry Ngai konnten allein 60 000 Winterjacken verteilt werden. Inzwischen liefert der Verein an über 100 Einrichtungen – in Hamburg, Deutschland, sogar ins Ausland. Kürzlich erst sind 40 LKW unter anderem in den Nord-Irak, nach Lesbos, Israel, Jordanien und Kenia aufgebrochen. Kernstück der Organisation ist das ausgeklügelte IT-System, mit dem sämtliche Spenden in rund 900 Kategorien eingeordnet und registriert werden. Per Barcodes, die mit einem Smartphone gescannt werden, kann der Weg jedes Kartons exakt verfolgt werden. Die Kommunikation erfolgt online über Social Media. Welche Dinge gerade benötigt werden, steht auf der Internetseite www.zusammenschmeissen. de. Einen Grund für den großen Erfolg von Hanseatic Help sieht Christian Schad im „niederschwelligen Helfen“, denn das Motto „einfach machen“ wird hier gelebt. Jeder kann kommen, sich ein Kreppband mit Namen aufkleben – und los geht’s.
Für Christian Schad selbst begann alles mit einer Tüte voll alter Schuhe. Die wollte der 49-Jährige vergangenen Sommer spenden. Er hatte von der Aktion in den Messehallen gehört, wo ein Helfer-Hype für Flüchtlinge mit Festivalatmosphäre entstanden war und die Massen begeisterte. Gutes tun mit Musik, Teamgeist und guter Laune. Das wollte er erleben – und war beeindruckt. Der Diplom-Betriebswirt wurde Vollzeit-Spendenlogistiker – rund 80 Stunden in der Woche. Ehrenamtlich. Im Oktober gründete er zusammen mit 32 anderen den Verein Hanseatic Help, um der Hilfsbewegung feste Strukturen zu geben. „Als Unternehmer ist das hier ein Traum“, schwärmt Schad, der zuvor im IT-Bereich tätig war, „viel gegründet“ hat und seine Energie besonders gern in den Aufbau von Unternehmen steckt. Das Interessante an Hanseatic Help: „Mit Menschen zu arbeiten, deren Motivation nicht das Geldverdienen ist.“ Mittlerweile ist der Verein so professionalisiert, dass die Arbeit mit deutlich weniger Helfern zu schaffen ist als in der Anfangsphase.
Pläne für die Zukunft gibt es viele. Schad will den Verein „noch breiter aufstellen“. Er sieht Hanseatic Help in der Verantwortung für die vielen kleinen Vereine und Initiativen, die es zu vernetzen gilt. „Wir werden gehört, weil wir so groß sind“, sagt er. Geplant sind verschiedene integrative Projekte. Eine Kooperation mit den SOS-Kinderdörfern zum Beispiel oder ein Projekt, um Flüchtlinge auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Eine Fläche für die Veranstaltung von Kursen oder Workshops wurde ihnen im Karoviertel bereits zur Verfügung gestellt.

 

So können club! Mitglieder helfen

Hanseatic Help freut sich neben Sachspenden auch über finanzielle Unterstützung auf folgendes Spendenkonto:

Hamburger Sparkasse AG
Kontoinhaber: Hanseatic Help
IBAN: DE 61 2005 0550 124115 52 56
BIC: HASPDEHHXXX
Paypal: paypal@hanseatic-help.de
Info: www.hanseatic-help.de

 

Text: Nina Schwarz Foto: Martina van Kann