Geboren ist er auf Teneriffa. Nach dem Studium ging Ernesto Martín nach London, um dort zu leben und zu arbeiten. Irgendwann wollte er die deutsche Sprache lernen und zog nach Luzern. Ein entscheidender Fehler, den der Sprachenlehrer schnell korrigierte.

Ernesto Martín wollte nach sieben Jahren in London als Blumenimporteur etwas Neues machen. Der Spanier wollte die deutsche Sprache lernen. Und ging dafür in die Schweiz – nach Luzern. „Das war natürlich ein Fehler“, sagt er lächelnd. Das Schwytzerdütsch hatte er nicht im Sinn und so machte er sich nur vier Monate später auf den Weg nach Deutschland. Einen richtigen Plan, wohin er wollte, hatte der Mann von den Kanaren allerdings nicht. Aber eine Idee hatte er.
„Ich hatte bei einem Spanienurlaub zwei Deutsche kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden und einiges miteinander unternommen. Die beiden hatten mich eingeladen, sie einmal zu besuchen, wenn ich in Deutschland wäre“, erinnert er sich. Und so fuhr er ins schleswig-holsteinische Negenharrie, einem „Drei- Bauern-Kaff“, das ab sofort seine neue Heimat war. Er wollte bleiben, musste aber irgendwie Geld verdienen. Zuerst packte er bei der Ernte mit an, lernte Treckerfahren. Dann nutzte Martín seine Sprachkenntnisse und unterrichtete Fremdsprachen an der Volkshochschule in Kiel. Später war er Dozent er an der FH Westküste in Heide, der Nordakademie in Elmshorn, der Bucerius Law School und der Technischen Universität Hamburg.
Schon in dieser Zeit reifte bei Martín der Entschluss, irgendwann eine eigene Sprachenschule zu eröffnen. 2010 war es endlich soweit. Das Unternehmen basiert auf drei Säulen: die Sprachensparte für diejenigen, die zu den Sprachkursen in die Schule kommen, die institutionelle Arbeit, zum Beispiel für Jobcenter, Arbeitsagenturen oder Firmen sowie die interkulturelle Zusammenarbeit mit Unternehmen. Insbesondere der letzte Punkt liegt Ernesto Martín am Herzen. „Ich habe selbst als Ausländer erlebt, wie es ist, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallen. Gerade für Firmen hat das eine große Bedeutung“, sagt er.
Ernesto Martin nennt ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag: „Deutsche Mitarbeiter arbeiten selbstständig und beteiligen sich beim Entscheidungsprozess. Das ist bei anderen Kulturen nicht so. Spanier, Syrer oder Mexikaner zum Beispiel bekommen vom Vorgesetzten eine Aufgabe, die sie erledigen – und dann warten sie auf den nächsten Auftrag. Das führt irgendwann natürlich zu Spannungen und Konflikten.“ Genau das ist der Punkt, an dem der Spanier und seine Mitarbeiter eingreifen und helfen können.
Das interkulturelle Management bzw. die interkulturelle Kommunikation gewinnen stetig an Bedeutung. Mittlerweile haben das auch die Unternehmen verstanden. Immer häufiger wenden sie sich an das Institut, damit Konflikte zwischen Mitarbeitern verschiedener Nationalitäten und Kulturen aus der Welt geschafft werden können. „Nur die kleineren Firmen haben die Wichtigkeit des Themas noch nicht für sich entdeckt“, bedauert Martín. Dabei ist ein Verständnis untereinander im kleinen Team oft noch wichtiger und das Konfliktpotenzial mindestens ebenso hoch.
In seiner Freizeit versucht der ehemalige Kung Fu-Kämpfer (blauer Gürtel) jeglichem interkulturellem Stress zu entfliehen. Dann schlüpft er in seinen Gummianzug, schnallt die Pressluftflasche um und taucht ab in die faszinierende Unterwasserwelt der Ozeane. Hier fühlt er sich wohl. „Wenn ich unter Wasser bin, dann vergesse ich die Welt da oben. Schade ist nur, dass irgendwann der Luftvorrat aufgebraucht ist und ich wieder auftauchen muss. Wenn es nicht sein müsste, würde ich einfach unten bleiben“, sagt Ernesto Martin.

 

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Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann